Unterwegs

Sascha Lobo und Digitale Ungeduld

Sacha Lobo war mir schon früher ein Begriff. Ich kenne seine Kolumne auf Spiegel Online und auch wenn mich nicht alle Themen interessieren, die er so auf seiner Agenda hat, lohnen sich seine Artikel immer. Er ist Autor, Vortragsredner, Blogger, Twitterer, Internetunternehmer, er ist die digitale Stimme Deutschlands. Auf alle Fälle einer, der Klartext spricht und sich Gedanken um die digitalisierte Gesellschaft macht.

Deshalb war ich ganz entzückt, Sascha Lobo live und in Farbe auf der Opening Night des Nürnberg Digital Festivals zu erleben. Und ich wurde nicht enttäuscht. Seine Rede war pointiert und selbstironisch, witzig und inspirierend.

Sofortness oder Digitale Ungeduld

Lobo machte die Zuhörer mit dem Begriff der Digitalen Ungeduld bekannt. Dabei handelt es sich um ein Gefühl das vom Schriftsteller Peter Glaser als „Sofortness“ bezeichnet wurde. Damit ist die heutige Erwartungshaltung, dass zunehmend „sofort“ den einzig akzeptablen Zeitrahmen darstellt, gemeint. Als Beispiel für die transformative Wirkung von Digitaler Ungeduld erzählte Lobo von China, wo die digitale Zukunft gestaltet wird im Gegenzug zu den USA, wo die digitale Gegenwart geprägt wird.

WeChat, das ist das chinesische Pendant zu WhatsApp, nutzt die digitale Ungeduld und hat die App 2014 um WeChat Pay erweitert. WeChat Pay ist ein MobilePayment System mit dem man Geld direkt und sofort überweisen kann. Mobiles bezahlen hat in China längst das Portemonnaie abgelöst. Allein am chinesischen Neujahrsabend 2017 wurde mit WeChat Pay 46 Milliarden Transaktionen durchgeführt. Nur im Vergleich dazu: PayPal hat im gesamten Jahr 2017 nur 7,6 Milliarden Transaktionen durchgeführt.

Berechtigterweise fragt Lobo, warum eine einfache Überweisung von seinem Girokonto auf sein Kreditkartenkonto von Donnerstag 16.10 Uhr bis Montag 11.30 Uhr gedauert hat.

Wertschöpfung wandert in digitale Sphäre

Ein weiteres Thema war, dass Wertschöpfung in die digitale Sphäre wandert. Zum Beispiel war 2006 noch die meistverkaufte Kamera der Welt die Canon ixus. Bereits im Jahr 2010 war die meistverkaufte Kamera der Welt die App „Kamera“ auf dem Smartphone. Im Jahr 2018 ist die meistverwendete Kamera der Welt Instagram, eine vernetzte Software. Innerhalb einer Dekade gab es also eine Produktverschiebung von Hardware zu Software und dann zu vernetzter Software.

Womit wir auch bei Lobos Aussage wären, dass nicht die Technologien die Welt verändern, sondern der Umgang der Menschen mit diesen. Es sei wichtig, die Wechselwirkung aus Mensch und Maschine zu betrachten.

Plattform-Kapitalismus

Ein sehr wichtiger Gedanke des Abends war, dass zur Plattform werden wird, was zur Plattform werden kann. Mit Plattformen sind digitale Ökosysteme um Kundenbeziehungen, wie beispielsweise Google,  Apple, Facebook usw. gemeint. Plattformen haben einen massiven Vorteil gegenüber allen anderen Wirtschaftsformen, denn Plattformen können Echtzeitdatenströme verarbeiten.

So ist die Apple Watch bereits die umsatzstärkste Uhrenmarke der Welt und macht mehr Umsatz als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie zusammen. Die Apple Watch kann nichts mehr als andere Uhren, außer dass dahinter eine Software liegt, die Echtzeitdatenströme abbildet. Die Auswirkungen dieses Gedankens auf die deutsche Automobilindustrie lässt erahnen, dass genau jetzt die Weichen dafür gestellt werden, ob die deutschen Autobauer begreifen, dass dieses Thema relevant ist. Bereits letztes Jahr war Tesla das meistverkaufte Auto im Oberklassesegment in den meisten Ländern Europas. Und Tesla selbst begreift sich als Plattform und Softwareunternehmen.

Zu guter Letzt gab es noch ein Gruppenbild mit Sascha Lobo als Hahn im SHIFTSCHOOL-Korb, mit dem ich irgendwann mal bei meinem Sohn punkten kann;-)

 

 

 

 

Alles in allem ein sehr gelungener Abend in der digitalen Community Nürnbergs.

Sevi

Schreibe einen Kommentar zu we-love-google-adwords

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert